Das Ende der Bahnsteigdächer

Schmerzlich und schwer verständlich: Die intakten Dächer müssen weg. 

Im Januar 2020 werden die 106 Jahre alten Bahnsteigdächer abgerissen

November 2019: Mehr als ein Jahrhundert lang haben sie Schneefall, Regen und Sonne getrotzt. Jetzt rollen die Bagger an. 

Der Kampf war vergebens
Unzählige Leserbriefe wurden verfasst, persönliche Beschwerden gingen bei den Verantwortlichen ein, Ratssitzungen wurden einberufen, Pressemeldungen geschrieben: Doch der Kampf war vergebens. Die Initiative Bahnhof Oberwinter hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie der Meinung ist, dass der Abriss der intakten Dächer eine kulturelle Barbarei darstellt und es viele gute Gründe gibt, die Dächer zu erhalten. 

Alles andere als optimal
Die "Ursünde" war, dass die Bahn AG eine Planung präsentierte, die den Abriss der Dächer von Anfang an vorsah, weil die von der Stadt Remagen bevorzugten Betonrampen genau dort enden, wo die Stahlstützen der Dächer im Weg sind und die Bahnsteige etwas nach Süden verlegt werden, weshalb die Position der Dächer an ihrer jetzigen Stelle nicht besonders sinnvoll ist. 

Der Denkmalschutz hätte den Abriss verhindern können
Wenn Denkmalschutz bestünde, sähe die Situation anders aus, dann hätte man die Dächer erhalten können und müssen. Mehrere Anläufe bei den Behörden zur Unterschutzstellung wurden leider negativ beantwortet. 
Für eine Station der Größe Oberwinters sind rechtlich vom Bund Wetterschutzhäuschen vorgesehen. Diese werden von der DB unterhalten und bei Zerstörung durch Vandalismus zeitnah erneuert. 

Eine Zumutung
Was der Bund den Fahrgästen an Aufenthaltsqualität mit Wetterschutzhäuschen zumutet, ist unserer Meinung nach ein Armutszeugnis für eins der reichsten Länder der Welt. Wenn man sieht, mit welchem hohen Anspruch die Bahn früher Bahnhöfe ausgestattet hat und mit welcher Zugewandtheit und Respekt die Fahrgäste behandelt wurden, ist die heutige Situation nur noch als kultureller Rückschritt zu beschreiben. Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Zweckbau ohne Charakter".

Was Bahn AG und Stadt Remagen dazu sagen
Die Bahn AG argumentiert, dass man aus Gründen der Gleichbehandlung von Bauprojekten an Bahnhöfen im gesamten Bundesgebiet Oberwinter bei dem prognostizierten Fahrgastaufkommen nicht bevorzugt behandeln darf und ein tolles Dach spendieren kann, während andere Stationen in die Röhre schauten. Anders sieht es natürlich aus, wenn Dritte wie Stadt, Kreis oder Unternehmen die Dächer finanzieren würden. Darauf angesprochen erklärte Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl, dass die anstehenden Ausgaben der Stadt Remagen im Bereich Kindertagesstätten, Straßenbau etc. einfach keinen Spielraum für ein Bahnhofsdach in Oberwinter lassen. 

Kleine Bahnhöfe werden wieder in den Blick genommen
Immerhin würde der Bund nach Angaben der Bahn AG gerade bei der neu geplanten "Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, (LuFV)", dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Bahn über die Instandhaltung der Eisenbahn-Infrastruktur des Unternehmens, das Thema Aufenthaltsqualität gerade auf kleinen Bahnhöfen neu diskutieren. 

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