Warum die Dächer bleiben müssen

Oberwinter Bahnsteigdächer
Im Zuge der Umbaumaßnahmen des Bahnhofes Oberwinter sollen 2020 die bisherigen Bahnsteigdächer abgerissen werden.

Die Dächer müssen bleiben

Januar 2019: Wenn wie geplant im Jahr 2020 der Bahnhof Oberwinter umgebaut werden soll, sollen dabei die bisherigen Bahnsteigdächer abgerissen werden. Anstatt der Dächer sollen pro Bahnsteig jeweils drei Wetterschutzhäuschen aus Glas errichtet werden. Insgesamt rücken die Bahnsteige etwas weiter nach Süden.

Bahnhöfe sind die Aushängeschilder im ÖPNV und sollten die Reisenden einladen. Das heißt, dass sie eine akzeptable Aufenthaltsqualiät bieten müssen. Daher fordert die „Initiative Bahnhof Oberwinter“ schon um den gegenwärtigen Status Quo nicht zu verschlechtern, ausdrücklich den Wiederaufbau der Dächer.

Nach dem Bahnhofsumbau 2020 wird der Bahnhof Oberwinter über viele Jahrzehnte unverändert bleiben. Darauf muss die Planung heute Rücksicht nehmen und darf sich nicht mit einer einfachen, rein kostenorientierten, aber für die Fahrgäste unbefriedigenden Lösung auf Basis von Wetterschutzhäuschen zufriedengeben. Es geht neben der Absicherung des Status Quo auch um einen sichtbaren Werterhalt und die Förderung des historischen Bewusstseins für unseren Ort.

Die Stadt Remagen hat sich leider am 22. Januar 2019 dazu entschieden, die Finanzierung der Dächer nicht zu übernehmen. Dadurch wurde die Chance vertan, mit einem kundenfreundlichen vorzeigbaren Ausbau den Bahnhof Oberwinter fit für die Zukunft zu machen.

Schon jetzt ziehen erste Familien weg von hier, weil die Verbindungsqualität ohne RE 5 dramatisch nachgelassen hat. Außerdem befürchten wir, dass ein Bahnhof ohne Bahnsteigdächer unattraktiver ist und noch mehr Menschen dazu veranlasst, der Bahn den Rücken zu kehren und aufs Auto umzusteigen. Die geplante Verkehrswende soll / will eigentlich genau diesen Effekt auch in Oberwinter verhindern. Rund 500 Fahrgäste täglich sind in Oberwinter der Bahn verloren gegangen. Sie sind aufs Auto umgestiegen und verstärken die Belastung der B 9 auch in Bonn zusätzlich.

Richtig ist aber auch, dass die Stadt Remagen mit ihrer angespannten Haushaltslage nicht für die verkehrspolitischen Versäumnisse der Bundes- und Landespolitik aufkommen kann. Von daher haben wir großes Verständnis für die Entscheidung der Stadt.

Sehen Sie hier ein Video, warum die Verkehrspolitik so versagt hat und welche Auswirkungen das auch auf Oberwinter hat.

Gleichwohl halten wir es nach wie vor für zwingend notwendig, den Bahnhof Oberwinter genau wie die Bahnhöfe in Remagen und Rolandseck mit Bahnsteigdächern und nicht nur mit Wetterschutzhäuschen erfolgreich auf die zukünftigen Aufgaben eines wachsenden ÖPNV vorzubereiten.

Die Vernachlässigung des Bahnhofs Oberwinter mit dem Verweis auf niedrige Fahrgastzahlen sind immer ein Totschlagargument. Einmal mehr wird die Landbevölkerung benachteiligt. Aber vor allem wird außer Acht gelassen, dass Fahrgastzahlen nur eine Momentaufnahme darstellen und sich ja auch wieder erhöhen können. Doch dafür braucht man einen attraktiven Bahnhof und gute Anschlüsse.

Lesen Sie ganz unten alle Argumente, warum der Bahnhof Oberwinter Bahnsteigdächer und keine Wetterschutzhäuschen benötigt!

Oberwinter Bahnsteigdächer
Massiv seit fast 100 Jahren, über Jahrzehnte stets repariert und renoviert. Die Bahnsteigdächer von Oberwinter."Wer trägt eigentlich persönlich die Verantwortung dafür, dass intakte Dächer abgerissen werden sollen?" fragt Dr. Wolfhart von Stackelberg in seinem Gast-Kommentar.

Wer trägt die Verantwortung?
Ein Gast-Kommentar von
Dr. Wolfhart von Stackelberg

Februar 2019: Es gibt keine logische Begründung für die Behauptung, dass wegen einer geringfügigen Erhöhung der Bahnsteige im Bahnhof Oberwinter die völlig intakten, vorhandenen Überdachungen wegfallen müssen. Die Gleise bleiben auf altem Niveau und damit auch der Abstand zwischen Lok und Überdachung. In Oberwinter leben keine 3,50 m großen Riesen, die sich bei Erhöhung der Bahnsteige den Kopf an den Überdachungen anstoßen könnten. Die Bahnsteige lassen sich selbstverständlich auch erhöhen, wenn die Dächer bestehen bleiben. Selbst der Bau behindertengerechter Rampen zu beiden Bahnsteigen ließe sich ganz leicht auch mit den bestehenden Überdachungen in Einklang bringen, man müsste es nur wollen.

Der Vorschlag der Bahn, erst wird abgerissen, danach könne die Überdachung zum kleinen Teil wieder aufgebaut werden, sofern sich die Stadt mit 400.000,- € daran beteilige - dieser Vorschlag war eine dreiste Falle, in die Bürgermeister und Stadtrat leider hinein getappt sind. Ein solcher Vorschlag hätte im Bauausschuss nicht zur Abstimmung gebracht werden dürfen, er hätte empört zurückgewiesen werden müssen.

Denn darauf, dass die Stadt diese 400.000,- € nicht hat, darauf konnte die DB setzen. Nun erhielt sie durch die Ablehnung der Stadt das einkalkulierte grüne Licht für den Abbruch.

Wer hat denn überhaupt einen Vorteil von diesem Abbruch? Ganz klar, einzig und allein nur die Hersteller dieser dürftigen, dem Vandalismus preisgegebenen Glashäuschen, die nun als kümmerlicher Ersatz angeboten werden. Und da sei die Frage erlaubt, welche Querverbindungen es zwischen Bahn und diesen Herstellern gibt.

In Rolandseck ist das Fahrgastaufkommen viel geringer als in Oberwinter. Müssen also auch die Rolandsecker um ihre vorhandenen Bahnsteigüberdachungen zittern und künftig im Regen stehen? Keine Sorge, Rolandseck hat mit dem Künstlerbahnhof und dem Arpmuseum eine starke Lobby, mit der legt sich die Bahn nicht an. Diese Lobby aber fehlt Oberwinter.

Bürgermeister Björn Ingendahl meinte sogar, die Kröte des DB-Vorschlages müsse geschluckt werden und der Stadtrat folgte ihm mehrheitlich. Nein, diese Kröte muss man nicht schlucken! Einem derart unsinnigen Vorhaben muss niemand zustimmen, hier gilt es lautstark auf allen Ebenen zu protestieren. Das gilt auch für unsere MdB's und MdL's!

Der Bahn fehlt es allerorten an Geld und Personal zur Durchführung notwendigster Maßnahmen. Der Hauptbahnhof Bonn ist seit Jahren nur noch eine unzumutbare Baustelle. Wie kommt es dann, dass für ein solch überflüssiges Vorhaben wie jetzt in Oberwinter Mittel verschwendet werden? Vor wenigen Tagen wünschte sich Bahnchef Richard Lutz mehr Durchgriffsmöglichkeiten des Vorstandes auf die einzelnen Sparten der DB, deren Leitungen müssten dafür entmachtet werden.

Nur, wer bei der Bahn, wer in welcher Sparte trägt eigentlich die persönliche Verantwortung für den Abbruch der absolut funktionstüchtigen Bahnsteigüberdachungen in Oberwinter?

Lesen Sie zum gleichen Thema auch den Pressespiegel.

Oberwinter Bahnsteigdächer
"Wieviele Schulden wollen wir unseren Kindern hinterlassen?" fragte ein Ausschussmitglied der Stadt Remagen und votierte gegen den Neubau der Dächer. Aber welchen Bahnhof hinterlassen wir unseren Kindern?

Schuldenabbau sieht anders aus
Ein Kommentar von Philipp Rosenthal

Januar 2019: Die Stadt Remagen hat sich leider am 22. Januar 2019 dazu entschieden, die Finanzierung der Dächer unseres Bahnhofs nicht zu übernehmen. Begründet wurde das damit, dass die Stadt sich nicht weiter verschulden will. Lesen Sie dazu einen Kommentar von unserem Mitglied Philipp Rosenthal:

Schuldenabbau? "Ja" möchte man laut rufen! Aber leider hat da jemand etwas nicht verstanden! Es geht doch gar nicht um den Neubau der Bahnsteigüberdachung in Oberwinter, sondern im Gegenteil deren Erhalt!

Der Beschluss zum Abriss verteidigt stur die Fehler der Vergangenheit, "die Kröte der Bahn müsse geschluckt" werden, hieß es in der Aussprache, mit anderen Worten, sich dem Diktat der Bahn beugen, anstatt zu verhandeln.

Für diese Kröte ist die Stadt Remagen bereits Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 800.000,-- EUR eingegangen. Dass es anders und viel günstiger gehen könnte, stand auch im Bonner General-Anzeiger am 28.01.2019, nämlich neu planen, vorhandene Bahnsteigdächer erhalten und alte Zuwegungen nutzen.

Zugegeben, der Bahnhof wird aktuell vernachlässigt und "verschmuddelt".

Das Bahnhofsgebäude ist längst in Privatbesitz. Aber der Nutzen des status quo ist höher und attraktiver als der Bahnsteig aus dem DB-Baukasten mit Wetterschutzhäuschen. Was geplant ist, ist keine Verbesserung, sondern eine signifikante Verschlechterung.

Mit der Entscheidung wird übrigens auch zementiert, dass es für die linke Rheinschiene keine Entlastung zwischen Bonn-Mehlem und Remagen geben wird, da die vorhandene Planung es unmöglich macht, in Oberwinter irgendwann einmal zusätzliche Gleise zu verlegen. Der Regional- und Nahverkehr wird so durch den Ausbau in NRW über Bonner-Mehlem hinaus keine Verbesserung erfahren und sich mit dem Fern- und Güterverkehr wie bisher durch den "Flaschenhals" im Norden Rheinland-Pfalz' zwängen müssen.

Mit diesem Argument hätte die Kommune bei Land, Bund und DB punkten und den Umbau selbst gestalten können, schluckt aber lieber eine 800.000,-- EUR teure Kröte.

Schuldenabbau sieht anders aus!

Lesen Sie zum gleichen Thema auch den Pressespiegel.

Bahnhof Oberwinter
Bahnsteigdächer bieten Schutz vor Sonne, Regen und Schnee und werden von Reisenden grundsätzlich bevorzugt.

Warum benötigt der Bahnhof Oberwinter Bahnsteigdächer und keine Wetterschutzhäuschen?

Bahnhöfe sind die Aushängeschilder im ÖPNV und sollten die Reisenden einladen.

Das heißt, dass sie eine akzeptable Aufenthaltsqualiät bieten müssen. Daher fordert die „Initiative Bahnhof Oberwinter“ ausdrücklich den Wiederaufbau der Dächer, denn Bahnsteigdächer:
  • bieten erheblich mehr geschützten Platz für den Aufenthalt und werden von den Reisenden deutlich bevorzugt.

  • haben bei Sonne, Regen und Schnee durch den verbesserten Witterungsschutz einen echten Komfortgewinn gegenüber einer Lösung mit Wetterschutzhäuschen. Die Klimaforscher prognostizieren für die nächsten Jahrzehnte heißere Sommer und häufigere Starkregenereignisse. Der Bahnhof Oberwinter muss darauf vorbereitet sein.

  • sind nahezu vandalismusresistent. Unsere jetzigen Bahnhofsdächer sind über 100 Jahre alt und noch immer voll funktionsfähig. Zwar käme die Bahn AG für Vandalismusschäden an den Wetterschutzhäuschen auf, aber Beispiele von anderen Bahnhöfen zeigen, dass nach wiederholten Zerstörungen die Häuschen aus Kostengründen oft erst verspätet oder gar nicht mehr instandgesetzt werden (Quelle: Google Nachrichtenrecherche unter dem Stichwort Vandalismus + Wetterschutzhäuschen + Bahnhof). Die Folgen: Das Sicherheitsgefühl der Bahnkunden leidet, und bei einem Glasbruch ist der Wetterschutz nicht mehr gegeben. Außerdem werden Farbschmierereien auf den Wetterschutzhäuschen oft gar nicht mehr entfernt.

  • erlauben auch Müttern mit Kinderwagen und mobilitätseingeschränkten Personen im Rollstuhl eine trockene bzw. schattige Unterstellmöglichkeit.

  • prägen unser Ortsbild seit Jahrzehnten.

  • haben eine gestalterische Qualität die über das originär Architektonische hinausgeht. Sie stehen damit bewusst gegen einen ausschließlich Kostengesichtspunkten folgenden Trend zur reinen „Nur-Funktion“.

  • sorgen für eine Gleichbehandlung aller drei Bahnstationen (Rolandseck, Oberwinter, Remagen) auf Remagener Stadtgebiet. Alle drei Bahnhöfe haben weiterhin ein einheitliches Erscheinungsbild mit historischen Dächern.

  • gewährleisten, dass der Bahnhof Oberwinter zukunftsfest auch im Sinne der geplanten Verkehrswende wird. Die Erhöhung der Bahnsteige auf 76 cm gewährleistet, dass mittel- bis langfristig wieder RRX-Züge bzw. S-Bahnen halten können, was die Fahrgastzahlen erhöhen wird. Ein Bahnhofsdach bedeutet also echte nachhaltige Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger in den nördlichen Stadtteilen Remagens.

  • bieten eine ausreichende räumliche Ausweichmöglichkeit. Ein Wetterschutzhäuschen ist häufig, trotz bestehendem Rauchverbot, von einem oder mehreren aktiven Rauchern besetzt und bietet deshalb oft keine Aufenthaltsqualität.

  • lassen den Bahnhof Oberwinter klar als Bahnhof erkennen und nicht wie ein Bahnhaltepunkt oder gar wie eine Bushaltestelle wirken.

  • passen besser in das Landschaftsbild der historischen Eisenbahnlandschaft Rheintal, sind attraktiver für den Tourismus und bieten dadurch ein weiteres Argument, das UNESCO-Weltkulturerbe auch auf das nördliche Mittelrheintal auszudehnen.

  • lassen konstruktionsbedingt eine bessere Beleuchtung der Bahnsteige zu.
Zurück
Share by: