Überholungsgleise kommen nicht

Rechts sind die alten Gleiswege noch erkennbar. 

Obwohl Experten sie befürworten, werden die Überholungsgleise nicht gebaut. Aber aus guten Gründen. 

November 2019: Viele Monate lang hat sich die Initiative Bahnhof Oberwinter für die Wiedererrichtung der Überholungsgleise in Oberwinter eingesetzt. Warum sie trotzdem nicht gebaut werden, lesen Sie hier: 

Reibungslos im Rheintal unterwegs
Früher einmal hatte der Bahnhof Oberwinter vier anstatt zwei Gleise. Die Außengleise ließen das vorübergehende Aufnehmen von Zügen zu, sodass die Hauptgleise für eine Überholung etwa eines Fernverkehrszuges frei blieben. Dann hat die Bahn AG die Außengleise entfernt, wodurch die benötigte Betriebsqualität der Strecke nachgelassen hat.

Für den Bahnhof Oberwinter haben fachkundige Eisenbahner einmal ausgerechnet, wo die Vorteile der Wiedererrichtung von Überholungsgleisen liegen würden: Bei einer Überholung der Mittelrheinbahn Richtung Remagen durch andere Züge, die heute leider häufig in Bad Godesberg stattfindet, beträgt der Zeitvorteil bei einer möglichen Überholung in Oberwinter immerhin sieben Minuten. 

Auf der dicht befahrenen linken Rheinstrecke mit den vielen Verspätungen von Fernzügen bedeuten sieben Minuten sehr viel vor allem im Hinblick auf knappe Anschlüsse zum Beispiel in Remagen an die Ahrtalbahn oder auf dem weiteren Laufweg nach Koblenz. 

Warum die Gleise dennoch nicht kommen
SPNV-Nord Verbandsdirektor Thorsten Müller teilte mit, dass er das Thema "Überholungsgleise Oberwinter" noch einmal ausführlich mit den zuständigen Akteuren (DB AG, Eisenbahnbundesamt, Bundesnetzagentur) diskutiert hat. Zwar wären nach Meinung der Experten die Gleise durchaus sinnvoll, aber es sprechen folgende Argumente dagegen: 
  • Zur Verbesserung der Infrastruktur auf der linken Rheinstrecke ist bereits ein ganzes Maßnahmenbündel vorgesehen, was die Überholungsgleise in Oberwinter nicht zwingend erforderlich macht.
  • Heute müssen Überholgleise baurechtlich über eine Länge von mindestens 750 m verfügen. Für Oberwinter würde das den teuren Zukauf privater Grundstücke bedeuten.
  • Die alten Gleiswege sind baurechtlich "entwidmet" worden. Es reicht also nicht aus, auf das jetzige Schotterbett einfach wieder neue Gleise zu legen. Stattdessen müsste ein umfangreiches Planrechtsverfahren eingeleitet werden.
Unabsehbare Konsequenzen für den Bahnhof Oberwinter
Würden die Überholungsgleise dennoch errichtet, würde das eine Planungs- und Bauzeit von mindestens zehn Jahren bedeuten. Der Umbau der Bahnstation 2020 würde dann aber sofort gestoppt. Die Bahnsteige würden nicht erhöht und der RRX würde auf unabsehbare Zeit nicht in Oberwinter halten. Auf eine Erhöhung der Bahnsteige mittels eines Holzprovisoriums zu hoffen, wäre übrigens fatal: Ein Holzprovisorium wird unter diesen Umständen vom Land Rheinland-Pfalz nicht finanziert und nach Angaben der DB Station & Service für einen solch langen Zeitraum von mindestens zehn Jahren auch nicht genehmigt. 

Mit anderen Worten: Ein Festhalten an der Errichtung der Überholungsgleise in Oberwinter gefährdet den Umbau und die Barrierefreiheit des Bahnhofs und verschiebt einen Halt des RRX auf den Sankt Nimmerleinstag. 

Das Ende der Bahnsteigdächer
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