Stellungnahme

RE 5

Stellungnahme zum Vortrag von Dr. Thomas Geyer vom SPNV-Nord in Remagen

Juli 2018: Dr. Thomas Geyer stellte in seinem Vortrag am 19. Juni im Foyer der Rheinhalle Remagen die Sachzwänge dar und erläuterte, wie es dazu kam, dass Oberwinter den Halt des RE 5, die zentrale Anbindung des Bahnhofes, verloren hat. Reisenden und Pendlern, die in Richtung Düsseldorf fahren, empfahl er den Umstieg auf den Fernverkehr in Bonn. Wir möchten Dr. Geyer ausdrücklich dafür danken, dass er uns mit den Hintergrundinformationen versorgt hat.

Tragfähige Perspektiven fehlen
In dem Vortrag fehlten aber leider tragfähige Vorschläge zu zukunftsfähigen Lösungen. Der Blick zurück mag vieles erklären, aber nur ein Blick nach vorne hilft uns weiter. Und der Blick nach vorne war uns zu unverbindlich. Wir erwarten von jemandem, der Bahnverkehr in der Region ermöglichen soll, keine Entschuldigungen, warum dieses oder jenes nicht möglich ist, keinen Erklärungen der Fehlplanungen der Bahn AG, sondern ein aktives Einsetzen für seine Kunden.

Verkehrswende? Wir sind dabei!
Die schon seit längerem breit in Politik und Öffentlichkeit diskutierte Verkehrswende, wonach immer mehr Menschen aufgefordert werden, den ÖPNV zu nutzen und ihre Autos stehen zu lassen, geht offenbar den Verbünden und Zweckverbänden der Region vorbei. In ganz Deutschland sollen Fahrgäste generiert werden. In Oberwinter und Umgebung müssen sie nicht generiert werden, hier gibt es sie bereits – wie die große Resonanz auf unsere Initiative zeigt.

Hier wollen die Menschen intensiv die Bahn nutzen und das Auto stehen lassen – und müssen sich seit dem Fahrplanwechsel mit einem stark eingeschränkten Angebot abfinden. Es kann nicht sein, dass es zur Bahn in Oberwinter für Pendler nur das Auto als Alternative und eine überlastete B 9 Richtung Norden gibt.

Die Empfehlung, als Pendler Richtung Norden den Fernverkehr zu nutzen, ist zynisch, weil dort weder Jobticktes noch sonstige Nahverkehrstickets gültig sind und teure Aufschläge bezahlt werden müssen.

Was sagt man Leuten, die extra wegen der guten Bahnverbindungen nach Oberwinter gezogen sind?
Keine Antworten lieferte Dr. Geyer den vielen Menschen, die vor 2017 exakt wegen der bis dahin guten Verkehrsanbindung des Bahnhofs Oberwinter nach Oberwinter und Umgebung gezogen sind, um von dort aus ihre Arbeitsstellen zu erreichen. Sie müssen jetzt mit deutlich verlängerten Fahrzeiten und mehr Umstiegen leben – auf der ohnehin von Ausfällen und Verspätungen und ausuferndem Güterverkehr extrem belasteten linken Rheinstrecke.

Im Selbstverständnis der Bevölkerung gehören Oberwinter und Umgebung eher zum Raum Köln/Bonn als zum Raum Koblenz. Deshalb pendelten rund 75 % der ehemaligen RE 5 Fahrgäste in diese von den Kürzungen jetzt besonders betroffene Richtung. Wegen der Randlage Oberwinters an der Grenze zu NRW fühlen sich viele Bürgerinnen und Bürger im Ort zudem von der Politik benachteiligt. 

Stadt gegen Land - wer ist da wohl der Verlierer? Stichwort Fahrgastzahlen: Zwar räumte Dr. Geyer ein, dass nicht alleine die Fahrgastzahlen, sondern eine Abwägung mehrerer Faktoren zur Abkopplung von Oberwinter vom Regionalexpressverkehr führte, aber letztlich berief er sich immer wieder auf die schwachen Zustiegszahlen zum RE 5. Dazu möchten wir anmerken, dass bei einer solchen Betrachtung neue Haltepunkte in Großstädten schon alleine wegen der Demografie immer eine höhere Zustiegsfrequenz haben. Wenn zum Beispiel an der Haltestelle Köln/Hansaring zukünftig der RE 5 (oder RRX) halten würde, wären die Einstiegszahlen in der Großstadt Köln dort so hoch, dass dann konsequenter-weise der Bahnhof mit der dann geringsten Quote - nämlich auf dem Land - wiederum vom RE 5 abgekoppelt werden müsste. Eine Verkehrspolitik so zu betreiben, dass man Stadt und Land gegeneinander ausspielt, ist grundfalsch. Exakt so ist es aber mit dem Halten Koblenz – Stadtmitte und Bonn-UN-Campus gemacht worden. Bei einer rein rückwärtigen Betrachtung von Nutzerzahlen fehlt jede Zukunftsperspektive, ja, zukünftig mögliche positive Entwicklungen werden sogar zunichte gemacht.

Bessere Angebote müssen her!
Ein schrumpfendes Angebot kann und wird nie höhere Fahrgastzahlen generieren. Viel zu lange ist auf sinkende Nachfrage mit einem sinkenden Angebot reagiert worden, ohne die eigentlichen Ursachen zu betrachten. Der ÖPNV hat deshalb vielerorts an Bedeutung verloren. Viele Verkehrsmanager haben bereits erkannt, dass nur ein attraktives Angebot die Fahrgastzahlen wieder steigen lässt.

Wo ist der politische Wille, Dinge zu verändern?
Während der Weltklimakonferenz hielt der RE 5 übrigens in Bonn/UN-Campus UND Oberwinter. Das war bahntechnisch wegen der engen Slots eigentlich nicht möglich, aber politisch so gewollt. Wir sehen im Moment nicht, dass irgendwo ein politischer Wille besteht, die Situation des SPNV im Rheintal deutlich zu verbessern. Nach wie vor werden Güterzüge wegen des Baus der S 13 auf der rechten Rheinstrecke auf die bereits überlastete linke Rheinstrecke gepresst womit Unmögliches möglich gemacht wird. Ein zusätzlicher Halt des RE 5 in Oberwinter wird jedoch mit genau dieser Begründung der Überlastung abgelehnt.

Immerhin werden der SPNV-Nord und Dr. Geyer in dem Punkt gegen die Bahn AG vorgehen. Aber auch unabhängig davon ist die Rheintalstrecke vom Güterzugverkehr derart belastet, dass der Personenverkehr stets das Nachsehen hat.
Warum bei dieser Ausgangslage der zukünftige RRX in Remagen getrennt werden soll, ist nicht zu verstehen. Der sich durch die bessere Beschleunigung der neuen Triebwagen ergebende Fahrtzeitgewinn könnte für neue Halte genutzt werden, wird aber durch Rangiervorgänge in Remagen, die sich zudem negativ auf die Streckenkapazität auswirken, nutzlos verschenkt.

Der Blick nach vorn: Was wir fordern.
Wir fordern, dass jetzt die Weichen neu gestellt werden, dass jetzt die Planungen zur Entlastung der Strecke zugunsten eines besseren SPNV vorangetrieben werden. Konkret bedeutet dies zumindest einen alternierenden Halt des RE 5 in Oberwinter und einem noch zu bestimmenden Ort einzurichten oder alternativ eine neue Anbindung an den RE 5 nach Norden etwa über eine bis Remagen oder Oberwinter fortgeführte Rhein/Wupper Bahn (RB 48) zu schaffen. Dieser Vorschlag wurde zwar von Dr. Geyer als Möglichkeit kategorisch aus technischen und vertraglichen Gründen abgelehnt, nach unseren Recherchen könnte diese Idee aber trotz aller Schwierigkeiten umgesetzt werden.

Auch fordern wir, dass jetzt in geeignete Infrastrukturmaßnahmen investiert wird, dass die linke Rheinstrecke vorrangig in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird und sich die Verkehrspolitik substanziell zugunsten der willigen Bürgerinnen und Bürger ändert, die sich nichts mehr wünschen, als ein tragfähiges, zukunftsfähiges, barrierefreies und umweltfreundliches Verkehrsmittel im Rheintal.


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